Kreuzformen

Kreuzformen
Kreuzformen,
 
Gestaltungen der geometrischen Figur des Kreuzes. Kreuzformen sind als Ornamente oder Symbole aus vielen Kulturen bekannt, erhielten jedoch im Einflussbereich des Christentums eine besonders vielfältige Ausgestaltung. Ihre Bezeichnung leiten sich ab von ihrer Herkunft, von der Form, Zahl, Stellung der Kreuzarme sowie - in der christlichen Tradition - von den Namen der Heiligen, mit denen sie in Verbindung gebracht werden. Die bedeutendsten außerchristlichen Kreuzformen sind das ägyptische Henkelkreuz, Hieroglyphe und Symbol für »Leben«, sowie das Rad- oder Hakenkreuz. Als Grundformen des christlichen Kreuzes finden sich schon früh das griechische Kreuz (zwei gleich lange, sich rechtwinklig schneidende Balken), das Schrägkreuz in Form des griechischen Buchstabens X (nach dem Apostel Andreas auch als Andreaskreuz bezeichnet), das mit dem Christusmonogramm verbunden wurde, sowie das lateinische Kreuz (auch Hoch- oder Passionskreuz) mit nach unten verlängertem senkrechtem Balken und das nach der Form des griechischen Buchstabens T bezeichnete Taukreuz (auch Antonius- oder Antoniterkreuz als Attribut von Antonius des Großen), die man als Form des historischen Golgathakreuzes vermutete. Seit dem 4. Jahrhundert bekannt ist das Kreuz mit geschweiften Enden. Neben diesen Grundformen finden sich zahlreiche Sonderformen wie das Petruskreuz (nach dem Apostel Petrus, der mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sein soll), ein umgekehrtes lateinisches Kreuz, und das Gabel- oder Schächerkreuz, benannt nach den beiden Verurteilten, die man neben Jesus kreuzigte. Das Doppelkreuz hat einen zusätzlichen Querbalken (bei unterschiedlicher Länge der Querbalken: Patriarchen- oder Erzbischofskreuz; bei gleich langen Hauptarmen: Lothringer Kreuz), der die bei einer Kreuzigung üblichen Tafel mit Namen und Schuld der Verurteilten andeuten sollte. Es galt weithin als das »wahre Kreuz« und wurde u. a. das Vorbild für Kirchengrundrisse (z. B. in Cluny). In der byzantinischen und russisch-orthodoxen Kunst fügte man ihm am unteren Teil einen kleinen (häufig schrägen) Querbalken als »Fußbrett« hinzu (russisches oder orthodoxes Kreuz). Ein griechisches Kreuz mit zwei weiteren Querbalken wird als päpstliches Kreuz bezeichnet.
 
Mit der Kreuzzugsbewegung und der Entstehung der geistlichen Ritterorden erhielt das Kreuz auch für die Heraldik Bedeutung. Als gemeine Figur findet es sich seit dem 12. Jahrhundert in mehreren Grundtypen und in allen heraldischen Farben in geistlichen und weltlichen Wappen. Bekannte Kreuzformen sind das achtspitzige (als Symbol für die acht Seligpreisungen) Johanniter- oder Malteserkreuz, das die Grundlage für die seit 1852 vereinheitlichten Ordenszeichen des Johanniterordens wurde, und das Jerusalemkreuz (als Symbol für die fünf Wunden Christi). Varianten des griechischen Kreuzes sind u. a. das Brabanter Kreuz (auch Kleeblattkreuz) mit kleeblattförmigen Enden, das Krückenkreuz, das Tatzenkreuz, dessen Arme sich zu den Enden hin verbreitern, sowie das Apfel- oder Kolbenkreuz mit kolbenförmigen und das Ankerkreuz mit ankerförmigen Enden. - In unterschiedlicher Gestaltung findet sich das Kreuz als Ordens- und Ehrenzeichen (Eisernes Kreuz, Verdienstkreuz) sowie als Abzeichen und Symbol verschiedener Organisationen, z. B. des Roten Kreuzes.

Universal-Lexikon. 2012.

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